Auf dem Weg zu einer besseren Gesellschaft
Die Gleichstellung von Mädchen und Frauen gilt weithin als Schlüssel zur Schaffung einer besseren Gesellschaft in Lateinamerika.
Gemäss der UNICEF sind Lateinamerika und die Karibik die Regionen mit der grössten Ungleichheit, Diskriminierung und Gewalt auf der Welt (UNICEF).
Lateinamerikas Verbindung mit „Machismo“, einem Gefühl übertriebener Männlichkeit, das oft auf Kosten der Frauen geht, ist mehr als nur eine populäre Vorstellung. Lateinamerika zahlt einen hohen Preis für das Fortbestehen des Machismo.
Vier von zehn Mädchen in Lateinamerika und der Karibik (LAK) im Alter von 15-19 Jahren haben in ihrem Leben Partnerschaftsgewalt erlebt (UNICEF).
Geschlechtergleichstellung bedeutet, die Hindernisse zu beseitigen, die Kinder und Jugendliche erschweren, ihr volles Potenzial in Würde zu entfalten, und ihnen die Mittel zu geben, dies aus eigener Kraft zu erreichen.
Geschlechterungleichheit in Lateinamerika – für Mädchen und Jungen
Geschlechtergleichstellung ist für Jungen ebenso wichtig wie für Mädchen. Gesellschaftliche Normen setzen Jungen Erwartungen aus, die schädlich sein können – sie sollen die Schule verlassen und ihren Lebensunterhalt verdienen, obwohl sie noch Kinder sind, sich kriminellen Banden anschliessen oder sich Mädchen gegenüber gewalttätig verhalten.
Die Zahl der Frühschwangerschaften sind in Lateinamerika und der Karibik die zweithäufigsten weltweit. Das hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Gesundheit der Mädchen und ihre wirtschaftlichen Aussichten.
Laut dem Gender Gap Index von Statista haben Frauen in Guatemala im Durchschnitt 33 Prozent weniger Möglichkeiten als Männer in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Wirtschaft und Politik. Nicaragua, wo NPH ebenfalls tätig ist, hat den höchsten Gender Gap Index in Lateinamerika.
Gemäss der Universität von Sheffield, ist die Geschlechtergleichstellung für alle gleich wichtig, nicht nur für Mädchen und Frauen. Sie führt zu gerechteren, weniger korrupten Gesellschaften, sowie zu Wirtschaftswachstum und ökologische Nachhaltigkeit (Universität von Sheffield, UK).
Geschlechtergleichstellung bei NPH
Bei NPH setzen wir uns dafür ein, dass die jungen Menschen, die wir betreuen, unabhängig von ihrem Geschlecht gefördert werden. Wir behandeln Jungen und Mädchen als gleichberechtigt. Dies ist ein Grundprinzip von NPH.
Unser Ansatz zur Förderung der Gleichberechtigung der Geschlechter ist ein zweifacher:
- Alle Programme, die wir durchführen, wie z.B. Gesundheitsfürsorge, Bildung und Familienintegration, beruhen auf der Tatsache, dass Jungen und Mädchen die gleiche Fürsorge und die gleichen Chancen verdienen.
- Ausserdem führen wir zwei Programme durch, die speziell auf die Förderung der Geschlechtergleichstellung ausgerichtet sind:
- Chicas Poderosas (starke und selbstbewusste Mädchen)
- Hombres de Valor (ehrenwerte Männer)
Chicas Poderosas
Mit „Chicas Poderosas“, wörtlich übersetzt „Starke Mädchen“, bietet NPH einen sicheren Ort für authentische Gespräche, bei denen die Mädchen ihre Erfahrungen austauschen, sich weiterbilden und über Themen diskutieren können, mit denen sie in ihrem Leben konfrontiert werden.
In dieser Gruppe geht es unter anderem um Themen wie Selbstwertgefühl, Werte, Entscheidungsfindung, Sexualität und gesunde Beziehungen. Zu den Aktivitäten gehört auch Kunsthandwerk, was den Mädchen ermöglicht, ihre Emotionen zu erkennen und besser zu verarbeiten.
Hombres de Valor
„Hombres de Honor “ wörtlich übersetzt „ehrenwerte Männer “ ist eine Anpassung desProgramms von „Chicas Poderosas“ an die Jungen und jungen Männer, die von NPH betreut werden. Dieses Programm bietet den Jungen eine sichere Umgebung, wo sie sich über ihre Erfahrungen austauschen, sich über Themen informieren können, die ihre Gemeinden betreffen, und über ihre Rolle zu Mädchen und Frauen nachdenken können, unter anderem durch gesunde Beziehungen zu ihnen.
„Ich habe mich völlig verändert. Ich bin disziplinierter geworden, ich bin respektvoller. Jetzt teile ich mehr und kann in einem Team arbeiten. Ich verdanke mein Glück den Hombres de Honor.“
– Ronaldo
Sie lernen, eine gesunde Männlichkeit und gesunde Beziehungen zu entwickeln, über die Gleichstellung der Geschlechter nachzudenken und Gewalt abzulehnen.
Sexualerziehung
Beide oben genannten Programme beinhalten ein Element der Sexualerziehung (alle Kinder, die von NPH betreut werden, nehmen an Aufklärungsunterricht teil). Eine UNICEF-Studie über Aufklärungsprogramme zum Thema Sexualerziehung und HIV hat gezeigt, dass Programme, die sich mit der Geschlechterfrage befassen, mit fünfmal höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich sind als solche, die dies nicht tun.
Der Prozentsatz der Jugendschwangerschaften bei Mädchen in unseren Programmen liegt bei 1 %, d. h. 10 von 1.000, verglichen mit dem Durchschnitt von 6,3 % in Lateinamerika und der Karibik.
Der ganzheitliche Ansatz von NPH zur Stärkung der Geschlechtergleichstellung
Wir unterstützen alle Jugendlichen in der Ausübung ihres Wunschberufes, unabhängig von ihrem Geschlecht und den gesellschaftlichen Vorstellungen zur Berufswahl. So erlernen beispielsweise Jungen das Frisieren, und junge Frauen können eine Ausbildung als Automechanikerinnen oder Elektrikerinnen geniessen.
Bei NPH sorgen wir für einen gleichberechtigten Zugang zu Gesundheitsfürsorge, Bildung, guter Ernährung und Möglichkeiten für alle, unabhängig vom Geschlecht.
„Es ist wichtig, dass es Gruppen zur Stärkung der Jugend gibt, und zwar für beide Geschlechter. Für Mädchen sind sie entscheidend um ihr Studium fortzusetzen und ihre Träume sowie ihre eigenen Ziele erreichen zu wollen. Die Alternative ist eine arrangierte Ehe mit einem älteren Mann in der Gemeinde oder eine Schwangerschaft vor dem 18. Lebensjahr, wodurch sie in wirtschaftliche und psychologische Abhängigkeit geraten würden. Jungen lernen zu akzeptieren, dass sie neben den in der männlichen Gemeinschaft „akzeptierten“ Emotionen wie Stolz oder Wut, auch andere haben können. Sie lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen, sie zu akzeptieren und sie auf gesunde Weise auszudrücken, statt auf Alkohol oder Drogen zurückgreifen, um sich glücklich zu fühlen, oder sich auf gefährliche Verhaltensweisen einlassen. Die Mädchen und Jungen lernen etwas über Diskriminierung, Eingliederung und Gleichberechtigung und erfahren, dass sie Akteure des Wandels und Gestalter ihrer künftigen Gemeinschaften sind.“
– Nelly Fernández, Koordinatorin für psychische Gesundheit und Jugendentwicklung, NPH International
Empowerment and the Sustainable Development Goals
Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein grundlegendes Menschenrecht und entscheidend für die Förderung einer gesunden Gesellschaft, sowohl für Mädchen als auch für Jungen. NPH unterstützt das UN-Ziel 5 für nachhaltige Entwicklung: die Stärkung der Rolle der Geschlechter.
Quellen
The State of the World’s Children 2023